#weremember: 80 Jahre Todesmarsch
Zum 80. Jahrestag des Todesmarsches von Hamburg nach Kiel gedenken wir den etwa 800 zum Marsch gezwungenen Menschen und den Opfern des Nationalsozialismus

In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs räumten die SS-Wachmannschaften viele Konzentrationslager und zwangen die Häftlinge zum Abmarsch, weg von der Front.
Zahlreiche KZ-Häftlinge überlebten die tage- und wochenlang dauernden Märsche nicht: Sie erfroren, verhungerten oder brachen geschwächt zusammen und wurden dann von den SS-Wachmannschaften erschossen. Die Märsche wurden daher später als Todesmärsche benannt.
Im April 1945 wurden annähernd 800 entkräftete Häftlinge aus dem Gefängnis Fuhlsbüttel in Hamburg unter unvorstellbaren Strapazen, kaum mit Essen und Trinken versorgt, sowie teilweise ohne Schuhe zum "Arbeitserziehungslager Nordmark" (AEL) in Kiel-Hassee getrieben. Auf diesem Todesmarsch wurden neun Häftlinge von der SS erschossen.
Zum Gedenken an den vor 80 Jahren stattgefundenen Marsch wird es zwei Veranstaltungen in Hamburg und Kiel geben.

Freitag 25. April 2025, 18:00 bis 20:00 Uhr
Kriegsende 1945 in Langenhorn und der Todesmarsch von Fuhlsbüttel nach Kiel
- Gedenkveranstaltung im Ella Kulturhaus Langenhorn, Käkenflur 30, 22419 Hamburg
Zum Kriegsende 1945 war Langenhorn ein zentraler Standort der Rüstungsindustrie. Schon ab Dezember 1935 wurden hier mit der Deutschen Messapparate GmbH und dem Hanseatischen Kettenwerk zwei Rüstungsfirmen gegründet und ausgebaut. Mit Kriegsbeginn und dem Ausbau der Rüstungsproduktion stieg auch der Bedarf an Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. 1942 wurde an der heutigen Essener Straße ein „Ostarbeiterlager“ errichtet. Die dort internierten Frauen lebten hinter Stacheldraht und durften das Lager nur zur Arbeit verlassen.
Daneben gab es weitere Lager, unter anderem auf dem Gelände des Hanseatischen Kettenwerkes. Während sogenannte Fremdarbeiter gewisse Privilegien hatten, waren Ostarbeiter und KZ-Häftlinge besonders harten Bedingungen ausgesetzt. Insgesamt mussten Menschen aus 19 Nationen in Langenhorn Zwangsarbeit leisten.
Im September 1944 entstand das KZ-Außenlager Langenhorn mit zunächst 500 jüdischen Frauen aus dem KZ Stutthof. Später folgten Sinti- und Roma-Frauen sowie Häftlingsfrauen aus Ravensbrück. Sie wurden zur Produktion von Granat- und Munitionshülsen gezwungen.
Anfang April 1945 wurde das Lager aufgelöst, viele Häftlinge wurden nach Bergen-Belsen deportiert, andere ins KZ-Außenlager Hamburg-Sasel. Doch auch nach der Räumung trafen noch weitere Häftlingstransporte ein, von denen einige Frauen in Langenhorn starben.
Zusätzlich wurden Mitte April 1945 etwa 800 Gefangene vom ehemaligen Polizeigefängnis "KOLAFU" in Fuhlsbüttel durch Langenhorn zum "AEL Nordmark" in Kiel getrieben.
Am 3. Mai 1945 besetzten britische Truppen Hamburg und befreiten die letzten Häftlinge.
Gedenken in Hamburg
Die Gedenkveranstaltung beleuchtet die letzten Kriegswochen in Langenhorn und die Umstände des Todesmarsches durch Langenhorn nach Kiel. Neben einem Vortrag von Kim Kielau, Gedenkstättenpädagogin, über das Kriegsende in Langenhorn wird Dietlind Kautzky von der "Biografiengruppe Todesmarsch Hamburg Kiel 1945" über den Todesmarsch sprechen. Außerdem zeigt Marina Zander Bilder aus ihrer Graphic Novel über ihren Urgroßvater auf dem Todesmarsch. Jan See (Conzertina und Gesang) sorgt für eine angemessene musikalische Begleitung. Anschließend gibt es Raum für Fragen und Diskussionen.
- Kooperationspartner: Leila e.V., Ella Kulturhaus, GZWL e.V., Olmo e.V. und die "Biografiengruppe Todesmarsch 1945" aus Kiel
Sonntag 18. Mai 2025, 15:00 bis 17:15 Uhr
Wanderung zum AEL Nordmark mit anschließendem Gedenken
- Treffpunkt: Freilichtmuseum Molfsee, Hamburger Landstraße 97, 24113 Molfsee
In Kooperation mit der "Biografiengruppe Todesmarsch Hamburg Kiel 1945" findet am 18. Mai eine Gedenkveranstaltung unter dem Motto "#weremember: 80 Jahre Todesmarsch" statt, bei der wir den etwa 800 Menschen auf dem Marsch im April 1945 vom Polizeigefängnis "KOLAFU" in Fuhlsbüttel zum ehemaligen "Arbeitserziehungslager (AEL) Nordmark" in Kiel gedenken wollen.
Gemeinsam laufen wir ab 15 Uhr das letzte Stück des Weges von Molfsee zum Gedenkort des "AEL Nordmark" in Kiel-Hassee (etwa 3,5 Kilometer).
Treffpunkt ist der Parkplatz des Freilichtmuseums, Hamburger Landstr. 97, 24113 Molfsee.
Am Gedenkort "AEL Nordmark" erinnern wir ab 16.30 Uhr an die zum Marsch Gezwungenen, unter anderem mit Beiträgen von Angehörigen.
Mehr Infos unter Termine und im Veranstaltungsflyer.