Donnerstag, 20. Februar 2025 | Aktuelles

Drei Generationen – drei Fragen zur Bundestagswahl

In unserer neuen Reihe "Drei Generationen – drei Fragen" interviewen wir Menschen verschiedener Altersstufen zu einem bestimmten Thema. Beim ersten Mal zur Bundestagswahl

Porträt von drei Personen unterschiedlichen Alters
Aaron (17), Christiane (44) und Gert (84) stellten sich unseren Fragen zur Bundestagswahl

Egal, um welches Thema es geht, jede Generation hat einen anderen Blick darauf – und nicht immer kann die eine Generation die Sichtweise der anderen gut nachvollziehen. Um gegenseitiges Verständnis zu fördern und auch mal über den Tellerrand zu blicken, starten wie ein neues Interview-Format, in dem Menschen verschiedenen Alters zu einem übergeordneten Thema zu Wort kommen lassen. Zur "Bundestagswahl" standen uns unser FÖJ-ler Aaron Schack (17), die Leiterin des Niederdeutschsekretariates Christiane Ehlers (44) sowie Gert Pechbrenner (84), Bürgermeister a. D. und "Flüchtlingskind" aus dem Memelland (Ostpreußen), Rede und Antwort:

1. Wie empfindest du die aktuelle politisch-gesellschaftliche Lage? /
Woans nimmst du de polietsch-sellschopliche Laag opstünns wohr?

Aaron: Ich empfinde sie als sehr schwierig. Es gibt viel Schwarz-Weiß-Denken, es gibt nur noch die eine und die andere Seite, sehr wenig dazwischen. Das führt zu Populismus, das führt zu Fake News und fördert Extremismus.

 
 
 
 
 
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Christiane: Ik bün dormit opwussen, dat dat in uns Sellschop Grundweerten geven deit, op de wi uns verlaten köönt. Dor heff nienich an twiefelt. Dat weer jümmers so. Man dat wi uns nich mehr enig warrn köönt op düsse Grundweerten, dat hebbt de verleden Johren wiest. Dat gifft Kräft, de uns uteneen drieven doot. Ik much mien Toversicht man nich verleren, dat wi wedder in’t Mit’nanner finnt. Wenn ik op de Straat gah, mit teihndusende anner Minschen mi för de Demokratie insetten do, denn is dor jichtenswat in mi, dat weet, dat wi de Minschlichkeit nich verloren hebbt.

Hochdeutsch: Ich bin damit aufgewachsen, dass es in unserer Gesellschaft Grundwerte gibt, auf die wir uns verlassen können. Daran habe ich nie gezweifelt. Das war immer so. Aber die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir uns nicht mehr auf diese Grundwerte einigen können. Es gibt Kräfte, die uns auseinandertreiben. Doch ich möchte meine Zuversicht nicht verlieren, dass wir wieder ins Miteinander finden. Wenn ich auf die Straße gehe, mich mit zehntausenden anderen Menschen für die Demokratie einsetze, dann ist da irgendetwas in mir, das weiß, dass wir die Menschlichkeit nicht verloren haben. 

Gert: Die aktuelle gesellschaftspolitische Lage empfinde ich schon als ziemlich bedrückend. Das liegt an den verschiedenen Einflüssen der vergangenen Wochen und Monaten, insbesondere aber auch an dem jetzigen Wahlkampf. Ich bin aber eigentlich ganz zuversichtlich, dass nach der Wahl die Parteien der Mitte wieder zu einem gesellschaftspolitischen Konsens finden werden.

2. Warum ruft du zur Wahl auf? /
Woso röppst du to Wahl op?

Aaron: Geht alle am 23. Februar wählen, um eurer politischen Meinung Gehör zu verschaffen! Wehrt euch gegen Extremismus, schützt euch, schützt eure Mitmenschen, übernehmt Verantwortung – nicht nur für euch, sondern für die Gesellschaft, für alle und setzt ein Zeichen!

Christiane: Wi hebbt en Stimm, wi köönt wat ännern. Dat leegste, wat wi nu doon kunnen, is optogeven un den Kopp in den Sand to steken. Man ne, wi mööt na vörn kieken.  Un ik wünsch mi för uns all, dat wi vun en swatt-witt wedder hen na en bunt kaamt – op’t leefst na en kakelbunt – denn dat is dat, wat uns Sellschop utmaken deit.

Hochdeutsch: Wir haben eine Stimme, wir können was ändern. Das schlechteste, was wir machen könnten, ist aufzugeben und den Kopf in den Sand zu stecken. Nein, wir müssen nach vorn gucken. Und ich wünsche mir für uns alle, dass wir von einem Schwarz-Weiß wieder zu einem bunt hinkommen – am liebsten einem kunterbunt – denn das ist, was unsere Gesellschaft ausmacht.

 
 
 
 
 
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Gert: Ich rufe zur Wahl auf, weil mir das von meinen Eltern schon vorgelebt worden ist. Meine Eltern hatten ja die Nazi-Zeit miterlebt, wo sie überwiegend sprachlos sein mussten. Und als das dann vorbei war, haben sie mir beigebracht, meine Stimme zu erheben und wählen zu gehen, um damit dafür zu sorgen, dass die aus meiner Sicht vernünftigen politischen Kräfte regieren.

3. Was machst du am 23. Februar 2025? /
Wat maakst du an den 23. Februor 2025?

Aaron: Ich kann am 23. Februar leider nicht wählen. Denn ich habe Anfang März Geburtstag und bin deswegen knapp raus, knapp nicht wahlberechtigt. Ohne die Neuwahlen, die natürlich ihre Berechtigung haben, hätte ich regulär wählen dürfen. Das geht vielen anderen Leuten auch so. Deswegen bin ich für Wahlaltersenkung auf 16 Jahre, damit wir als junge Generation uns politisch Gehör verschaffen können und Verantwortung übernehmen können – für unsere Zukunft.

Christiane: An’n 23. Februor nehm ik mien Wahlünnerlagen in de Hand, loop na’t Wahllokal hen un maak mien Krüzen. Un denn hool ik ganz fast de Duums, dat en Barg anner Minschen dat ok maken doot. Un dat se bi’t Krüüz maken över de Folgen vun jümehr Entscheden nadenken doot.

Hochdeutsch: Am 23. Februar nehme ich meine Wahlunterlagen, gehe ins Wahllokal und mache meine Kreuze. Und dann drücke ich ganz fest die Daumen, dass eine Menge anderer Menschen das ebenfalls tun. Und dass sie beim Kreuz machen über die Folgen von ihrer Entscheidung nachdenken.

Gert: Da gehe ich tatsächlich nicht zur Wahl, sondern mit meiner Familie in die Elbphilharmonie in ein Konzert. Gewählt haben wir natürlich inzwischen schon per Brief.

 
 
 
 
 
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