Tag der Schleswig-Holsteiner Lüüd 2024: Tradition trifft auf Moderne
Knapp 2.000 Gäste trotzten im Freilichtmuseum Molfsee Wind und Regen und feierten die Vielfalt Schleswig-Holsteins in all ihren Facetten.
#heimatistvielfalt – unter diesem Motto hatten der Schleswig-Holsteinische Heimatbund (SHHB) und das Freilichtmuseum Molfsee am Sonntag bereits zum dritten Mal zum Tag der Schleswig-Holsteiner Lüüd (TdSHL) eingeladen – und wie Guido Wendt, Staatssekretär für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur in seinem Grußwort sagte: „Was dreimal passiert, hat in Schleswig-Holstein Tradition“.
Doch nicht nur Traditionen spielten an diesem Tag eine Rolle, sondern gerade auch die Verknüpfung alter Bräuche mit Neuem und ein moderner Umgang mit ihnen. So sahen wir beim TdSHL Trachten und Volkstänze aus Schleswig-Holstein sowie aus der Ukraine, Griechenland oder Bulgarien, ebenso wie die K-Pop Performance von NTjD oder moderne afrikanische Tänze von Sikan Afrofit. In der Winkelscheune spielten verschiedene Sänger*innen und Bands auf und brachten das Publikum mit friesischer, plattdeutscher, ukrainischer und lateinamerikanischer Musik in Schwung. Sie alle stellten an einem von Gemeinschaft und tolerantem Miteinander geprägten Ort eindrucksvoll unter Beweis, wie vielfältig die schleswig-holsteinische Kulturlandschaft ist.
Bei der Eröffnung sorgte Platt-Roboter Pepper (bekannt aus dem NDR) für einige Lacher, weil er den Geschäftsführer des SHHB Benjamin Abel, partout nicht verstehen wollte. Und auch wenn die KI hier noch ihre Grenzen aufzeigte, ist Pepper ein tolles Beispiel dafür, wie Tradition mit Moderne verwoben werden kann. Das passt wiederum sehr gut zum Selbstverständnis des Heimatbundes, der einen modernen, weltoffenen Begriff von Heimat verteidigen möchte, wie Peter Stoltenberg, Präsident des SHHB, in seiner Eröffnungsrede betonte: „Wir wollen nicht auf den Heimatbegriff verzichten. Wir wollen ihn nicht Parteien oder Gruppierungen mit undemokratischen, verfassungsfeindlichen, antisemitischen oder anderweitig diskriminierenden Zielen überlassen. Das ist unsere erklärte Position.“
Auch über zu wenig Besucher*innen konnten sich die Veranstalter und die zahlreichen Aussteller und Teilnehmenden nicht beschweren. Dann schon eher übers Wetter, das sich von seiner „besten“ norddeutschen Seite zeigte: Die Nässe von oben erschwerte den Tänzer*innen auf dem Veranstaltungsplatz ihre Auftritte, der Wind zwang Pavillons in die Knie und die Sonne ließ sich nur kurz blicken. Doch die schleswig-holsteinischen „Lüüd“ ließen sich nicht unterkriegen und erwiesen sich als wetterfest. Aussteller zogen kurzerhand in die Gebäude um und der Landestrachten- und Volkstanzverband Schleswig-Holstein verlegte die Party am späten Nachmittag in den Eingangsbereich im Jahr100Haus, wo die Gäste mit Akkordeonmusik und Tänzen verabschiedet wurden. Die letzten großen und kleinen Besucher*innen verließen schließlich erst gegen 18 Uhr pfützenspringend und immer noch gut gelaunt das Gelände des Freilichtmuseums.
„Wir sind froh, dass trotz des Wetters so viele Besucher gekommen sind. Zudem gab es einen regen Austausch zwischen den Teilnehmenden und den Gästen, sodass viele von ihnen mit einen "Aha"-Erlebnis aus dem Tag gegangen sind – so wie wir es uns gewünscht haben“, zog Bernadett Skala, Organisatorin und stellvertretende Geschäftsführerin des SHHB im Anschluss zufrieden Resümee.
Ob und wie es in zwei Jahren mit dem TdSHL weitergeht, ist noch unklar: „Aus unseren Mitgliedsvereinen kam der Wunsch, die Veranstaltung – wie früher beim Schleswig-Holstein-Tag – auch mal an anderen Orten im Land stattfinden zu lassen. Diese Anregung nehmen wir natürlich ernst,“ sagte SHHB-Präsident Peter Stoltenberg.