Natur und Umwelt

Knicks in Schleswig-Holstein

Knicks, auch lebende Zäune genannt, sind von Menschenhand errichtete und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Erdwälle. Seit Jahrhunderten sind sie ein unverkennbares Element der Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins

Knick an einem Feld

Knicks, auch lebende Zäune genannt, sind von Menschenhand errichtete und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Erdwälle. Seit Jahrhunderten sind sie ein unverkennbares Element der Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins und bilden mit ihren rund 54.500km Gesamtlänge das sogenannte Knicknetz.

Geschichte

Erste Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1555, wenngleich die Wallhecken durch die bäuerliche Bevölkerung erst im 18. Jahrhundert großflächig angelegt wurden. Infolge landesherrlicher Verordnungen wurden Feldgemeinschaften und Flurzwang aufgehoben, wodurch die Knicks als Zaunersatz angelegt werden mussten. Sie dienten damals dem Schutz vor Viehverbiss, der Einfriedung, der Gewährleistung fruchtbarer Böden und der Gewinnung von Bau- und Brennholz.

Heute erfüllen Knicks eine Vielzahl wichtiger Funktionen: In der intensiv genutzten Agrarlandschaft Schleswig-Holsteins schützen sie das Land vor Wind und Erosion, bilden mit ihrem Strukturreichtum wertvolle Refugien vieler Tier- und Pflanzenarten, tragen zum Biotopverbund bei, sind Holzlieferant und sorgen für ein unverkennbares Landschaftsbild.

„Auf-den-Stock-setzen“ – Die richtige Knickpflege muss sein

Alle 10 bis 15 Jahre werden die Knickgehölze abschnittsweise durch einen sorgfältigen Schnitt (meist mit Bagger und Knickschere sowie ergänzend mit Motorsäge) auf den Stock gesetzt, also knapp über dem Boden abgesägt. Das darf gemäß Bundesnaturschutzgesetz ausschließlich zwischen Oktober und Februar passieren, um zu verhindern, dass nistende Vögel bei der Brut gestört werden.

Diese Pflegemaßnahme erhält den dichten Bewuchs der Wälle und den Charakter einer Feldhecke, denn die Gehölze treiben im Folgejahr wieder aus. Ohne die regelmäßige Pflege wachsen die Wallhecken zu lichten Baumreihen auf, wodurch die vielfältigen Funktionen nicht bewahrt werden.

Der Rhythmus von 10 bis 15 Jahren entstammt dem Wechsel zwischen Ackernutzung und Grünland im 18. Jahrhundert. Ohne Düngung war der Ackerboden nach fünf bis sieben Jahren ausgelaugt; in der folgenden fünf- bis achtjährigen Grünlandnutzung konnte er sich wieder regenerieren und an Fruchtbarkeit gewinnen. Damit die Weidetiere währenddessen nicht ausbrechen konnten, wurde ein hoher Aufwuchs benötigt, der als lebender Zaun diente. Zur Ackernutzung wurden die Gehölze auf den Stock gesetzt und das Holz genutzt. Für die Grünlandnutzung wurden die Sträucher in mühevoller Arbeit verbogen – sprich "geknickt" – und zu einem dichten, undurchdringlichen Geflecht verwoben. Über die Jahre festigte sich der Begriff des "Knickens" im Sprachgebrauch, obwohl die Gehölze heute nicht mehr wirklich "geknickt" werden. Durch den Wegfall der Zaunfunktion von Knicks verschwand auch das Biegen und Verweben der Gehölze nach dem Neuaustrieb.

Seit März 2023 ist die traditionelle Knickpflege in Schleswig-Holstein Immaterielles Kulturerbe der UNESCO.

Überhälter

Ein Alleinstellungsmerkmal der heute gesetzlich geschützten Biotope bilden breitkronige Einzelbäume auf den Knickwällen, sogenannte Überhälter, die über Jahrzehnte nicht auf den Stock gesetzt wurden. Früher waren diese Bäume bedeutende Lieferanten für Bau- und Brennholz, heute erfüllen sie wichtige ökologische Funktionen als Habitat vieler Tierarten.

Tipps zum Thema

Ansprechpartnerin:

Jenny Bischoff
0431 98 384-19
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