25.10.2022 | Natur/Umwelt Aktuelles

Die schönsten Alleen

Die Sieger des zweiten Alleenwettbewerbs „Alleen in Schleswig-Holstein – Heimat von Kultur und Ökologie“, stehen fest.

Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund und der Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB) hatten zu dem Wettbewerb aufgerufen. Am 24. 10. wurden die Sieger in Seedorf in Anwesenheit von Naturschutzminister Tobias Goldschmidt, Schirmherrin Dr. Juliane Rumpf und SHHB-Präsident Peter Stoltenberg geehrt.

Gesucht wurden die schönsten landschafts- oder ortsprägenden Alleen in den Kategorien Straßen-, Guts- und Friedhofsallee. Bis Mitte Juli hatten sich 45 Bürger, Gemeinden, Institutionen und private Eigentümer beworben. Neun kamen in die nähere Auswahl.

Naturschutzminister Tobias Goldschmidt sagte während der Siegerehrung: „Unsere Alleen prägen nicht nur das Landschaftsbild des echten Nordens, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein. Leider sind unsere Alleen nicht alle in einem guten Zustand. Verschiedene Baumkrankheiten, Schädlinge und zunehmende Umweltbelastungen führen zu einer Abnahme des Bestandes an baumgesäumten Straßen und Wegen.“ Um die Alleen dauerhaft zu schützen habe die Landesregierung diese pauschal unter Schutz gestellt. „Darüber hinaus bedarf es jedoch auch der öffentlichen Wertschätzung von Alleen und des bürgerschaftlichen Engagements. Denn ohne die Mitwirkung privater Eigentümer, gemeinnütziger Vereine und Gemeinden wird es nicht gelingen unsere Alleen zu pflegen, zu schützen und langfristig zu erhalten“, so der Minister.

Die Gewinner:

• Alleenensemble Jersbeker Park – Gutsalleen
Es werden die vier Hauptalleen (Laubengang, Vierreihige Querallee, zweireihige westliche Seitenallee, vierreihige Lindenallee, sogenannte Windallee) des Jersbeker Parks als Ensemble ausgewählt. Alter ca. 300 Jahre, 4 Alleen zusammen ca. 1110 Meter Länge; regelmäßige Pflege und Nachpflanzungen; hohes Artenschutzpotenzial, Engagement durch Baumpatenschaften, Führungen, Sommerfeste, Konzerte. Eigentümer: Julius von Bethmann Hollweg, Ansprechpartner: Förderverein Jersbeker Park e.V. – K. Schröder

• Hornsdorfer Allee – Straßenallee
Sehr imposante, landschaftsprägende Allee; im örtlichen Abschnitt wachsen ca. 170- jährige Eichen teilweise noch älter, im westlichen Abschnitt Linden; vitale Allee durch regelmäßige Pflege und Nachpflanzungen; Verkehr durch begrenzte Straßenbreite eingeschränkt, hohe Bedeutung für den Artenschutz, ca. 1700 Meter Länge Eigentümerin: Gemeinde Seedorf; Ansprechpartner: Philipp Frank, Bürgermeister

• Zütphenfriedhof – Friedhofsallee
Kreuzförmig angelegte sehr homogene Lindenallee, prägt den Friedhof und das Stadtbild von Heide, regelmäßige Pflege und Nachpflanzungen, hohes Artenschutzpotenzial, Engagement durch Friedhofsführungen, ca. 190 Jahre, ca. 290 Meter Länge Eigentümer: Ev.-Luth. Kirche in Norddeutschland, Ansprechpartner: Ralph Kruse vom Dithmarscher Friedhofswerk, Techn. Leitung und ständige stellv. Geschäftsführung

• Emkendorferallee – Historische Allee
Aufgrund seiner historischen und die Kulturlandschaft prägenden besonderen Bedeutung ist die Emkendorfer Allee ein Kulturdenkmal von überregionaler schleswig-holsteinischer Bedeutung. Von Anfang an bestand sie als eine sogenannte „gemischte Allee“, d. h. holländische Linden, Rosskastanien und Bergahorn wurden im Wechsel in Reihe gepflanzt. Einzige Allee mit umfangreichem Entwicklungskonzept auf Basis wissenschaftlicher Gutachten, Pflege und Nachpflanzungen werden kontinuierlich durchgeführt, hohe Bedeutung für den Artenschutz; Alter ca. 250 Jahre, ca. 4 000 Meter Länge. Eigentümer: LBV.SH, Ansprechpartner: Torsten Conradt, Direktor LBV.SH; eingereicht wurde die Allee durch die studentische Arbeitsgruppe im LBV.SH

• Lindenallee Flemhude – besondere Allee
Stark Ortsbild prägende, ca. 160-jährige Allee, die den Friedhof mit dem Kirchplatz verbindet. Die Allee wird teilweise von historischer Bebauung (alte Katen) begleitet. Sie wird regelmäßig gepflegt und ist durch Nachpflanzungen vollständig erhalten; ca. 350 Meter Länge. Eigentümerin: Gemeinde Quarnbek; Ansprechpartner: Klaus Langer, Bürgermeister

Dr. Juliane Rumpf, Schirmherrin des Wettbewerbs betonte, dass "Alleen viel Kraft ausstrahlen, uns zu bestimmten Orten führen und unsere Herzen berühren." Sie seien ein großer Schatz in unserem Land, die verschiedenen Facetten hätten sich in den wunderbaren Bewerbungen gezeigt. "Aber Alleen bedürfen der Pflege, man kann sie nicht sich selbst überlassen“, sagte sie.

Philipp Frank, Bürgermeister der Gemeinde Seedorf, freute sich über den Sieg der Hornsdorfer Allee: "In Schleswig-Holstein leben glückliche Menschen, in der Gemeinde die allerglücklichsten. Wir leben dort, wo andere Urlaub machen und finden Ruhe, die wir im Alltag benötigen".

Und so hat sich Klaus Langer geäußert, Bürgermeister der Gemeinde Quarnbek: „Boahhh- so ähnlich war wohl unser gemeinsamer Ausruf, als meine Frau und ich wegen der Besichtigung unseres jetzigen Hauses Mitte der 80er Jahre an einem frühen Nachmittag im Juni in den Lindenkamp Flemhude einbogen. Eine Lindenallee wie ein himmelhoher Tunnel tat sich vor uns auf. Auch alle unsere Freunde und Verwandten die uns seit dem besuchen sind heute noch - wie wir - immer noch begeistert. Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger vom Lindenkamp haben zwar von Mai bis November des Jahres „alle Hände voll mit unseren Linden zu tun“ manchmal durchaus mir Murren und Knurren, aber, es eint uns, diese Allee gilt es zu erhalten. Ich freue mich für die übrige Kommunalgemeinde Quarnbek, dass der Schleswig-Holsteinische Heimatbund dies auch so sieht und die Lindenallee Flemhude mit dem 1. Preis in der Kategorie „Besondere Allee“ prämiert hat“.

Die Bemühungen um fachgerechte Pflege, die Berücksichtigung von denkmalschützenden Vorgaben, der Erhalt von ökologischen Nischen, Nach- und Neupflanzungen ermöglichen den Fortbestand und haben maßgeblichen Einfluss auf das prägende Erscheinungsbild der Alleen. Deshalb fanden diese Punkte eine besondere Berücksichtigung bei der Bewertung. Neupflanzungen sind oft schwierig durchzuführen, da der notwendige Flächenerwerb in Konkurrenz mit anderen Nutzungen steht. Damit auch nachfolgende Generationen die Schönheit von Alleen erleben können und der große ökologische Nutzen bestehen bleibt, kommt Neupflanzungen von Alleen eine ebenso große Bedeutung zu wie ihrem Erhalt. Eine besondere Bedeutung kam in dem von BINGO! Die Umweltlotterie geförderten Wettbewerb auch der Nachhaltigkeit zu.

 

(Bild, von links nach rechts):
Torsten Conradt, Direktor LBV.SH, Philipp Frank, Bürgermeister der Gemeinde Seedorf, Ralph Kruse Zütphen-Friedhof, Julius von Bethmann-Hollweg Eigentümer Jersbeker Park, Minister Goldschmidt, Juliane Rumpf, Peter Stoltenberg, Präsident SHHB, Klaus Lange, Bürgermeister Gemeinde Quarnbek, Holger Gerth Präsidiumsmitglied SHHB, Landesbeauftragter für Naturschutz, Klaus Schröder, Vorstandsmitglied Förderverein Jersbeker Park e.V., Dagmar Andresen, Projektleitung SHHB-Alleenwettbewerb, StenzelConsult.